ÖKUMENISCHE GOTTESDIENSTE FÜR MENSCHEN MIT DEMENZ

, Allgäu

Wenn ein älterer Mensch an Demenz erkrankt, verändert sich das ganze Leben. Viele Dinge sind nicht mehr in dem Maße möglich, wie früher. Dies gilt auch in Bezug auf den Gottesdienstbesuch. „Für viele Menschen mit Demenz wird der Kirchgang schwierig, weil sie der Predigt nicht mehr ganz folgen können und unruhig werden“, weiß Marlene Greising von der Kontaktstelle Demenzhilfe in Immenstadt. Gemeinsam mit den Immenstädter Pfarrern beider Konfessionen entwickelte sie daher eine Gottesdienstform, bei der auf die Bedürfnisse demenziell erkrankter Menschen Rücksicht genommen wird. Die Gottesdienste finden meistens am zweiten Freitag im Monat um 15 Uhr in der Kapelle des Spital der AllgäuPflege in Immenstadt statt.

 

Wie Pfarrer die besonderen Bedürfnisse der Besucher berücksichtigen

Wenn ein älterer Mensch an Demenz erkrankt, verändert sich das ganze Leben. Viele Dinge sind nicht mehr in dem Maße möglich, wie früher. Dies gilt auch in Bezug auf den Gottesdienstbesuch. „Für viele Menschen mit Demenz wird der Kirchgang schwierig, weil sie der Predigt nicht mehr ganz folgen können und unruhig werden“, weiß Marlene Greising von der Kontaktstelle Demenzhilfe in Immenstadt. Gemeinsam mit den Immenstädter Pfarrern beider Konfessionen entwickelte sie daher eine Gottesdienstform, bei der auf die Bedürfnisse demenziell erkrankter Menschen Rücksicht genommen wird. Die Gottesdienste finden meistens am zweiten Freitag im Monat um 15 Uhr in der Kapelle des Spital der AllgäuPflege in Immenstadt statt.
 
Am Tag des Gottesdienstes füllt sich die Kapelle des Spitals Immenstadt rasch. Bewohner der Einrichtung werden von Angehörigen oder den Ehrenamtlichen des Besuchsdienstes hierher begleitet und auch einige Besucher von außerhalb finden sich ein. „Für viele der Besucher gehörte der Gottesdienstbesuch immer zum Leben dazu. Sie - und auch ihre Angehörigen - sind froh, daran wieder teilhaben zu können, ohne das Gefühl haben zu müssen, andere durch unruhiges, lautes Verhalten zu stören und womöglich unangenehm aufzufallen“, sagt Marlene Greising.

Die hauptberufliche Pflegeberaterin und ihre Kolleginnen Claudia Lerchenmüller (sie ist Fachkraft für Gerontopsychiatrie) sowie Petra Christiansen-Lammel hatten vor fünf Jahren die Idee zu dieser speziellen Form des Gottesdienstes. Alle Drei arbeiten in der Kontaktstelle Demenzhilfe des Arbeiter Samariterbundes und des Katholischen Frauenbundes in Immenstadt. Marlene Greising erklärt: „Wir beobachten in unserer Arbeit, dass alte Menschen häufig ungeklärte Dinge mit sich herumtragen und eigentlich eine spirituelle Begleitung bräuchten.“ Mit ihrem Vorschlag, einen regelmäßigen Gottesdienst für Menschen mit Demenz ins Leben zu rufen, rannten die drei Frauen sowohl bei der evangelischen Pfarrerin Pfarrerin Marlies Gampert und dem katholischen Pfarrer Anton Siegel als auch bei der Einrichtungsleitung des Spitals offene Türen ein.

„Die AllgäuPflege war sofort bereit, die Kapelle im Hause zur Verfügung zu stellen. Wir setzten uns mit den Pfarrern zusammen und erörterten, wie so ein Gottesdienst aussehen könnte und sollte. Wichtig ist beispielsweise, dass die Predigten nicht zu lang sind und in einer bildhaften, einfachen Sprache gehalten werden. Angstbesetzte und negative Themen werden ganz bewusst vermieden. Stattdessen konzentrieren wir uns immer auf ein zentrales Thema, das an die Lebenssituationen der Senioren anknüpft und positive christliche Botschaften vermittelt, wie etwa Dankbarkeit, Vertrauen, Nachhause kommen, Geborgenheit im Glauben, Vergebung und Gottes Liebe.“

Der Ablauf der rund 40-minütigen Gottesdienste, den Marlene Greising und ihre Kollegin Claudia Lerchenmüller stets im Vorfeld mit den Pfarrern abstimmen, sei bei alledem wie gewohnt. Nach der persönlichen Begrüßung durch die beiden Pfarrer folgt eine Ansprache. Es werden vertraute Bibeltexte, bekannte Geschichten und kurze, einfache Fürbitten gelesen, vertraute Lieder zur Orgelbegleitung gesungen und das Vaterunser sowie das Glaubensbekenntnis gebetet. „Das ist meist so fest verankert, dass selbst die Besucher, die sonst ganz in ihre eigene Welt entrückt wirken, mitsingen und -sprechen können. Natürlich feiern wir jedes Mal Abendmahl oder Eucharistie. Es ist schön zu erleben, wie die Menschen sich angesprochen fühlen und Vertrautheit erleben“, so Marlene Greising.

Ein wichtiger Bestandteil sei auch das Ansprechen der Sinne. „Einmal wurde dicke Regenbogenwolle von Hand zu Hand gereicht, in der Weihnachtszeit war es ein Glas mit Zimtduft, ein andermal legten alle zusammen ein Kreuz aus Schwemmhölzern. Zu Erntedank bekam jeder Besucher einen kleinen Apfel geschenkt und oftmals erhält jeder etwas Gebasteltes oder eine hübsche Karte mit einem Bild und einem themenbezogenen Sinnspruch.“ Das ganz Besondere sei, dass es niemanden störe, wenn ein Besucher aufgrund seiner demenziellen Veränderung vielleicht einzelne Wörter oder Sätze laut nachspricht oder unruhig werde. „Das kommt aber dank der besonderen Art der Gestaltung ohnehin nur sehr selten vor“, sagt Marlene Greising.

Im Anschluss an den Gottesdienst treffen sich viele der Besucher noch in der Cafeteria des Spitals, wo die AllgäuPflege diese zum Kaffee einlädt. „Wir bekommen viele positive Rückmeldungen“, freut sie sich. „Die gelösten, zufriedenen Gesichter zu sehen, ist wunderschön.“ Auch Florian Adolf, der heutige Leiter des Spitals ist von dem Angebot überzeugt: „Wir freuen uns, dass der Demenzgottesdienst bei uns im Haus stattfindet. Wir sehen in als eine wertvolle und sinnvolle Bereicherung. Es ist direkt spürbar, wie gut das den betroffenen Senioren tut.“

Alle Interessierten sind herzlich eingeladen, an den Gottesdiensten teilzunehmen.
Der nächste Termin ist am Freitag, den 12. April um 15 Uhr.

Weitere Informationen erhalten Interessierte bei der Kontaktstelle Demenzhilfe unter der Telefonnummer 08323 – 998 13 29.

Foto: Marlene GreisingMarlene Greising und Claudia Lerchenmüller integrieren in jeden Gottesdienst sinnliche Erfahrungen. Dieses Kreuz aus Schwemmhölzern wurde im vergangenen Jahr in der Osterzeit von den Besucher des Demenzgottesdienstes gemeinsam gelegt. Das zunächst graue Gebilde wurde dann mit sonnigen Farben bedacht und zuletzt mit Osterglocken geschmückt.

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