Am 1. Juli 1992, trat Ulrich Gräf im Alter von 32 Jahren seine Stelle als Geschäftsführer der Distriktspitalstiftung Sonthofen an. 2009 vereinigte diese ihre mildtätige Arbeit mit der zweier weiterer traditionsreicher Allgäuer Stiftungen in Form der sodann neu gegründeten „AllgäuPflege gemeinnützige GmbH“; mit Gräf als Geschäftsführer. Dass er an diesem verantwortungsvollen Posten bis zu seinem Ruhestand bleiben würde, war damals vermutlich noch nicht abzusehen. Nun feierte Ulrich Gräf (der allseits nur „Ulli“ genannt wird) sein 30-jähriges Dienstjubiläum. Regionale politische Entscheider wie Landrätin Indra Baier-Müller und Sonthofens 1. Bürgermeister Christian Wilhelm sowie zahlreiche Wegbegleiter nutzten den Anlass, Gräfs Menschlichkeit und sein enormes Engagement zu würdigen, mit dem er für die Altenpflege im Allgäu und darüber hinaus so viel Gutes bewirkt hat.
Rückblick: Ulli Gräf kam vor 30 Jahren nach vierjähriger Tätigkeit als Stiftungsverwalter und Leiter einer Altenhilfeeinrichtung im Unterallgäu zur Distriktspitalstiftung Sonthofen. Seine Aufgabe war es, die Stiftung mit dem Spital Sonthofen operativ auf einen wirtschaftlichen Weg zu bringen und die Strukturen und Prozesse der Einrichtung mit ihren damals rund 115 Plätzen an zeitgemäße Vorgehensweisen anzupassen. Bereits ein Jahr später wurde Gräf vom damaligen stellvertretenden Landrat Gebhard Kaiser obendrein interimsweise zu den beiden Gräflichen Stiftungen nach Immenstadt berufen, die ein 100-Betten Pflegeheim und einen Kinderhort betrieben. Ende 1994 folgte die zusätzliche Berufung als Stiftungsleiter der Kreisspitalstiftung Kempten mit ihrem 104-Betten Pflegeheim in Altusried (als Vertretung für den damals schwer erkrankten Leiter).
Gräf war auch an der Gründung der AllgäuPflege gGmbH 2009 maßgeblich beteiligt. Diese entstand im Januar 2009 aus dem Zusammenschluss der Kreisspitalstiftung Kempten (heute vertreten durch die Oberallgäuer Landrätin Indra Baier-Müller), der Gräflich Königsegg-Rothenfels'schen Spitalstiftung Immenstadt (vertreten durch Nico Sentner, 1. Bürgermeister der Stadt Immenstadt) sowie der Domprobst Wenger und Bischof Friedrich II. Graf von Zollern’schen Distriktspitalstiftung Sonthofen (vertreten durch Hubert Buhl, Altbürgermeister Stadt Sonthofen). Der Geschäftsführer der neuen Gesellschaft war und ist bis heute Ulli Gräf. Im Lauf der seither vergangenen 13 Jahre hat er federführend dazu beigetragen, in der Altenpflege im Oberallgäu weithin sichtbare Meilensteine zum Wohle der Senior:innen zu setzen. Dazu gehören u.a. der Neubau des Altenwohn- und Pflegeheimes in Immenstadt (Spital Immenstadt), die umfassende Modernisierung und Erweiterung des Spital Sonthofen, der Neubau der Seniorenresidenz Blaichach sowie die Einführung eines äußerst bewohnerfreundlichen innovativen Pflege- und Betreuungskonzeptes mit betreuten Wohnbereichen in allen stationären Einrichtungen der AllgäuPflege. Ganz aktuell laufen der Bau der innovativen Senioreneinrichtung „Postresidenz“ mitten in Altusried sowie des Seniorenparks „Linzenleiten“ in Wertach.
„Urgestein, Kämpfer, Leitwolf“
Im Rahmen der kleinen, familiär gehaltenen Jubiläumsfeier, die in den Räumlichkeiten des Spital Sonthofen stattfand, drückte Landrätin Indra Baier-Müller Ulli Gräf ihre, wie sie selbst sagte, „Wertschätzung und Hochachtung“ aus. Sie würdigte Gräf als „Urgestein der Altenhilfe im Oberallgäu“, als „Leitwolf“, der die Leute zusammenhalte und als „unglaublichen Kämpfer für das Thema Altenhilfe“. Ulli Gräf sei immer einer derjenigen gewesen, „die das Wort geführt und den Finger in die Wunde gelegt haben“. Er habe sich stets dafür eingesetzt, die Dinge gemeinsam und konstruktiv anzugehen und Ideen nach vorn zu bringen. „Die Bedingungen werden immer schwieriger und es ist nicht immer lustig, aber Du kämpfst weiter. Dafür meinen höchsten Respekt.“
Sonthofens 1. Bürgermeister Christian Wilhelm, auch stellvertretender Vorsitzender der Sonthofer Stiftung, ließ in seiner kurzen Ansprache schmunzelnd wissen, Gräf sei ein „knallharter Verhandler, gerade bei Grundstücksverhandlungen“. Schon sehr früh, „vor zehn bis 15 Jahren“, habe Gräf mit Weitsicht auf den kommenden Pflegenotstand hingewiesen und versucht, diesem gegenzusteuern. Wilhelm erwähnte auch Gräfs zusätzliche Tätigkeit als ehrenamtlicher Vorstand der Genossenschaft „Kommunale Altenhilfe Bayern“, durch die er „vernetzt bis in die hohe Politik“ sei. Er unterstrich sein „großes Wirken“ und dankte ihm für die vertrauensvoller Zusammenarbeit. „Du kämpfst mit jeder Haarspitze um wirtschaftliche Faktoren in der AllgäuPflege und für Deine Mitarbeiter.“
Auch die Belegschaft der AllgäuPflege zollte ihrem beliebten Chef mit herzlichen Worten Respekt und überraschte ihn mit einem kleinen persönlichen Geschenk. Markus Weizenegger, der stellvertretende Geschäftsführer der AllgäuPflege, betonte Gräfs Leidenschaft für die Altenpflege und seine Kraft. „Du hast auch bei großen Hürden nie aufgegeben. Was dieses Durchhaltevermögen bewirkt, sieht man heute an unseren Standorten. Sie sind Vorzeigebeispiele für die gesamte Region.“
Der derart Belobigte dankte seinen Mitarbeiter:innen und politischen Gratulanten mit warmen Worten. Die Zeit sei „erschreckend schnell vergangen, es kommt mir nicht vor wie 30 Jahre“, gab er zu. Die Welt habe sich in dieser Zeit unglaublich verändert, „natürlich auch in der AllgäuPflege.“ Die Beschleunigung der Veränderungen, vor allem in den letzten Jahren, sei enorm gewesen. „Solche Herausforderungen kann man nur mit guten Leuten meistern – und ich habe Top-Leute um mich, mit hervorragenden Kompetenzen, egal in welchem Bereich, sei es in der Verwaltung, der Pflege, der Küche, Hauswirtschaft oder Technik. Ohne Euch, ohne unser Miteinander und den unglaublichen menschlichen Zusammenhalt wäre all das niemals möglich gewesen.“ In Richtung Bundespolitik monierte er, die wissenschaftlich erarbeiteten personellen und organisationstheoretischen Vorgaben für die Pflege seien vorhanden, die dazu umgesetzten Reformen seien bis heute jedoch nur ein Rinnsal. „Ich habe den Eindruck, wir stehen momentan an einem massiven Wendepunkt in der Pflege in Deutschland.“ Trotz aller zurückliegenden und kommenden Schwierigkeiten und Herausforderungen liebe er seinen Beruf. „Ich freue mich immer noch jeden Tag, zur Arbeit zu kommen.“