DIE WANDLUNG DES SPITALS SONTHOFEN

, Sonthofen

Was für eine Wandlung! Schon früher war das Spital in Sonthofen ein vollstationäres Pflegeheim. Außen weitgehend schmucklos, innen dominierten lange Flure und Einzelzimmer. Heute erstrahlt das Haus von innen und außen in neuem Glanz. Die BewohnerInnen des komplett umgebauten Gebäudekomplexes leben in familiärem Ambiente in Wohngruppen, die von festen AlltagsbetreuerInnen begleitet werden. Anlässlich des 10-jährigen Jubiläums der AllgäuPflege gGmbH, zu der das Spital gehört, werfen die Akteure einen Blick zurück.

Verena Fleischer, die stellvertretende Geschäftsführerin der AllgäuPflege gGmbH, begann ihre Arbeit im Spital Sonthofen 1997. Sie erinnert sich an die Zeit des Umbruchs, die mit der Gründung der AllgäuPflege ihren Anfang nahm. Unter dem Dach der gemeinnützigen Gesellschaft schlossen sich am 1. Januar 2009 die Kreisspitalstiftung Kempten, die Gräflich Königsegg-Rothenfels'sche Spitalstiftung Immenstadt sowie die Domprobst Wenger und Bischof Friedrich II. Graf von Zollern’sche Distriktspitalstiftung Sonthofen zusammen. Die Stiftungen betreiben zu der Zeit mehrere Altenheime mit insgesamt rund 320 Betten.

1999: Große Herausforderungen und ein mutiger Umbruch
„Das Prägendste war für mich die Zeit, als das Spital neu gebaut werden sollte“, sagt Verena Fleischer. Dabei ging es ja auch an die Neu-Konzeptionierung. Dazu musste analysiert, befragt und mussten anderen Einrichtungen besichtigt werden. Wir stellten uns die theoretische Frage: `Was wollen die Menschen eigentlich wirklich, wenn sie pflegebedürftig werden?´. Schnell wurde uns klar, dass es den Menschen darum geht, als Individuum mit eigenen Bedürfnissen wahrgenommen zu werden. Niemand will als `Pflegebedürftiger´ gesehen werden. So kam es dazu, dass wir die Vision einer neuen Form der pflegerischen Betreuung konzipierten und in ein entsprechendes Baukonzept umsetzten.“

Geselliges Miteinander statt stationärer Tristesse
Heutzutage stehen im Spital Sonthofen 103 stationäre Plätze zur Verfügung. Einrichtungsleiter ist Mathias Böhmer-Seitz, die Pflegedienstleitung hat Lisa Adolf inne. Rund 110 Mitarbeitende kümmern sich um das Wohlergehen der Bewohner. Diese leben hier in sieben Wohngruppen mit durchschnittlich 15 Personen. Jeder Bewohner hat sein eigenes Zimmer mit Nasszelle, das er ganz nach seinem Geschmack und mit eigenen Möbeln einrichten kann. Das Zentrum des Lebens aber bildet der große, gemütlich eingerichtete Gemeinschaftsraum – dieser ist Küche, Wohn- und Esszimmer in einem -, über den jede der Wohngruppen verfügt. An sieben Tagen pro Woche werden die Bewohner abwechselnd von zwei festen Alltagsbegleitern betreut.

Auf Fähigkeiten setzen, statt auf Defizite
Die pflegerischen Leistungen werden in den Alltag integriert. „Im klassischen System sind pflegerische Handlungen wie Medikamentengabe oder Körperpflege oftmals der zentralste Sozialkontakt, den pflegebedürftige Senioren haben“, weiß Verena Fleischer. „Obwohl diese Leistungen selbstverständlich auch bei uns einen wichtigen Bestandteil der Versorgung ausmachen, finden sie in der Wahrnehmung der Menschen aber eher nebenbei statt. Durch diese Verschiebung wird der Einzelne nicht auf seine körperlichen Defizite und seine schwindenden Fähigkeiten reduziert, sondern hat den Eindruck eines weitgehend normalen, aktiven Lebens.“ Dies alles umzusetzen, erforderte eine komplette Neuorganisation und eine völlig andere Form der Personaleinsatzplanung innerhalb des Pflegeheims.

Die Skeptiker überzeugt
„Wir erfuhren viel Skepsis seitens der Angehörigen, Ärzte und anderen Beteiligten“, gibt Verena Fleischer zu. „Erfreulicherweise waren es aber die Bewohner selbst, also die Menschen, um die es eigentlich wirklich ging, die die sich fast vom ersten Tag an im neuen Betreuungs -und Pflegekonzept zu Hause fühlten. Denn plötzlich gab es viel Ansprache und viel Gemeinsamkeit in den kleinen Wohngruppen. Es war nicht mehr nötig, z.B. ständig zu läuten, weil man sich einsam fühlte. Gemeinsam Zeitung lesen, am Tisch sitzen, Kaffee trinken und sich unterhalten, Kuchen backen und viele andere Dinge, die man zu Hause eben auch getan hatte, halfen dabei, sich wohl zu fühlen und das Empfinden des Noch-gebraucht-Werdens zu erleben. Gleichzeitig stellten die Senioren fest, dass es noch Menschen gibt, die sich für ihr Wissen und ihre Erlebnisse interessierten. Es passiert nicht häufig im beruflichen Alltag, dass sich Theorie und Praxis so gut in Einklang bringen lassen, wie uns das mit diesem Konzept gelungen ist.“

Im und rund ums Spital ist viel los
Im Lauf der letzten Jahre wurde das Spital mit seinem Wahrzeichen, der Spitalkirche, zu einem Schmuckstück in der Stadtmitte und zu einem nach außen offenen veritablen Generationentreffpunkt. Rund um den Spitalplatz, der mittlerweile in einem verkehrsberuhigten Bereich liegt, hat die AllgäuPflege die Quartiersentwicklung mit einer Tagespflege, einem ambulanten Pflegedienst, einer Beratungsstelle für pflegende Angehörige sowie betreuten Wohneinheiten vorangebracht. Das betreute Wohnen im sogenannten „Gobert-Haus“ umfasst 19 Appartements, in der ebenfalls direkt benachbarten Centralresidenz stehen 40 Wohnungen zur Verfügung. Genau gegenüber, auf der anderen Straßenseite, am Eingang der Fußgängerzone, ist die Verwaltung der AllgäuPflege gGmbH beheimatet. Rund um die Gebäude gibt es Grünflächen mit Blumen- und Kräutergärten, in denen die Bewohner sich aufhalten und gärtnern können. Der schön gestaltete Spitalplatz mit dem großen Brunnen lädt Bewohner, Mitarbeiter und alle, die vorbeikommen, zum Verweilen ein. Das angegliederte Café Bene hat sich längst zum beliebten Treffpunt für Jung und Alt entwickelt. Verena Fleischer freut sich über diese Entwicklung: „Genauso hatten wir uns das gewünscht.“

Foto: Thomas Kiehl
Foto: Thomas Kiehl
Foto: Thomas Kiehl

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