Seniorenresidenz Blaichach startet Schülerprojekt
Jeden Mittwochnachmittag kommen die Mädchen und Jungen in Begleitung einer Lehrkraft für eineinhalb Stunden in die Seniorenresidenz geschneit, wo sie schon freudig erwartet werden. „Die jungen Leute bringen frischen Wind ins Haus, ohne die Senioren zu überfordern“, freut sich Silvia Lorenz, die sich als Altentherapeutin um die betagten Bewohner kümmert. Sie war es, die das Schülerprojekt „Jung und Alt gemeinsam“ in der Einrichtung der AllgäuPflege ins Leben gerufen hat. „Ich hatte so etwas vor Jahren schon einmal in Kempten initiiert – mit großem Erfolg“, erzählt sie. „Das Projekt wurde damals sogar mit dem Bayerischen Sozialpreis ausgezeichnet“. Aufgrund ihrer durchweg positiven Erfahrungen aus jener Zeit habe sie jüngst angeregt, das Ganze auch in Blaichach in die Wege zu leiten und dafür die volle Unterstützung der Einrichtungsleitung erhalten. Auch die Kontaktaufnahme mit der Schule sei sehr positiv verlaufen. „Man war da sehr aufgeschlossen“. Erfreulicherweise sei es auch überhaupt kein Problem gewesen, genügend Schülerinnen und Schüler für die wöchentlichen Besuche zu begeistern. „Es haben sich ganz viel gemeldet, die mitmachen wollen, was mich sehr freut“, so Silvia Lorenz.
Am Anfang des Projektes erklärte sie den jungen Teilnehmenden einige Dinge, auf die diese achten sollten. „Dazu gehört beispielsweise, dass sie ein bisschen ruhiger und sanfter mit den Damen und Herren umgehen und nicht so viel herumalbern sollen.“ Ein wichtiger Punkt war auch die kindgerechte Aufklärung über Demenz. „Da war das Interesse schon sehr groß“, so Silvia Lorenz. „Die Schüler wissen, dass die meisten unserer Bewohner demenzielle Veränderungen haben und wie sie damit umgehen können. Sie wissen nun auch, dass sie den Menschen mit Wertschätzung begegnen sollen und sie zum Beispiel nicht auslachen dürfen, auch wenn diese vielleicht manchmal merkwürdige Dinge sagen oder tun. Das Wichtigste“, fasst sie zusammen,“ ist einfach ein liebevoller Umgang.“ Das klappe wunderbar. Schon bei der ersten Begegnung sei sie erstaunt gewesen, wie feinfühlig die Schüler gewesen seien. „Sogar die ganz Wilden haben sich sehr große Mühe gegeben.“
Und so laufen die Treffen ab: Zu Beginn begrüßen die Schüler jeden der Bewohner mit einem freundlichen Händedruck. Danach wird an dem gemeinsam gedeckten Tisch Kaffee oder Kaba getrunken und Kuchen oder Knabberzeug gegessen. „Es gibt erstaunlich wenig Berührungsängste, so entstehen oft schon nette kleine Gespräche.“ Im Anschluss folgt ein wechselndes Programm. Mal werden Gesellschaftsspiele gespielt, wobei die Jungen den Alten bei Bedarf helfen. „Ein Mädchen setzte beispielsweise immer die Spielfiguren für eine sehbehinderte Dame, das hat toll geklappt“, berichtet Silvia Lorenz. „Viel Spaß hatten wir auch beim Sprichwörter erraten – da haben die Älteren den Jungen dann schon mal eine Zeile eingeflüstert. Vieles wussten die Schüler aber auch so.“ Die Treffen seien sehr generationenverbindend, sagt sie. Das gemeinsame Singen etwa stelle durchaus keine Einbahnstraße dar. „Mal singen wir gemeinsam Volkslieder, dafür spielen die Schüler den Senioren dann wieder aktuelle englischsprachige Hits auf ihren Handys vor. Mal erzählen die Damen und Herren von früher, mal hören sie interessiert zu, wenn die Schüler von ihrem heutigen Schulalltag oder ihrer Freizeit berichten oder ihnen etwas zum Smartphone erklären. Das ist ein Geben und Nehmen und ein gegenseitiges Lernen.“ Im Lauf der Zeit sollen die jungen Besucher dann auch die Möglichkeit zu etwas verantwortungsvolleren Aufgaben erhalten, indem sie etwa seniorengerechte gymnastische Übungen vorführen - natürlich unter professioneller Anleitung und Begleitung durch das Fachpersonal. Bei besserem Wetter sind begleitete Spaziergänge mit den Rollatoren und Rollstühlen geplant. Bisher gebe es nur positives Feedback von allen Seiten, ist Silvia Lorenz begeistert. Als positive Nebeneffekte dieses besonderen zwischenmenschlichen Kontaktes, der nach Möglichkeit über mehrere Jahre laufen soll, seien bei den Schülern die Entwicklung sozialer Fähigkeiten und eine Stärkung des Selbstbewusstsein zu erkennen. „Natürlich ist das Ganze für unser Personal mit mehr Aufwand verbunden. Aber wenn man erlebt, mit wie viel Freude beide Seiten bei der Sache sind, weiß man, dass es das absolut wert ist.“